Da Richard Wagner durch das „Wagner-Jahr“ 2013 ja quasi das ganze Jahr über Konjunktur hat und morgen sein 130. Todestag ist, erscheint hier Wagner selbst, wie er 1852 nicht nur seiner Enttäuschung nach den erfolglosen revolutionären Bestrebungen dieser Zeit, sondern im Grunde seinem gesamten, im Vernichtungsantisemitismus gipfelnden Denken Ausdruck verleiht (Dies auch als Vorgeschmack auf einen Text, der hier und evtl. auch noch anderswo im Laufe des Frühjahrs erscheinen wird):
»Meine ganze Politik ist nichts weiter mehr als der blutigste Haß unsrer ganzen Zivilisation, Verachtung alles dessen, was ihr entsprießt und Sehnsucht nach der Natur. […] Daß ich je etwas auf die Arbeiter, als Arbeiter, gab, muß ich jetzt empfindlich büßen: mit ihrem Arbeitergeschrei sind sie die elendsten Sklaven, die jeder in die Tasche stecken kann, der ihnen heute recht viel ‘Arbeit’ verspricht. In allem wurzelt bei uns der Knechtssinn: daß wir Menschen sind, weiß keiner in Frankreich, außer höchstens etwa Proudhon – und auch der nur unklar! – im ganzen Europa sind mir die Hunde lieber als diese hündischen Menschen. An einer Zukunft verzweifle ich dennoch nicht; nur die furchtbarste und zerstörendste Revolution kann aus unsern zivilisierten Bestien wieder ‘Menschen’ machen.« (1)
Die von ihm ersehnte Revolution, jene von 1933, kam zu spät für seine Genugtuung. Das Feiern von Wagner und sich selbst, werden die Deutschen morgen aber unterbrechen müssen. Stattdessen werden auch morgen wieder, wie schon seit einigen Jahren am 13. Februar in Dresden, das ja eine wichtige Station in Wagners Leben war, über tausend Nazis und die Bürger Dresdens den bei der Bombardierung 1945 ums Leben gekommenen Deutschen gedenken – die Bürger vor der Frauenkirche, während die Nazis einen Fackelmarsch vorziehen, begleitet von der Musik Wagners, v.a. der „Ritt der Walküren“ muss es den Nazis dabei besonders angetan haben….
Der wichtigste musikalische und erinnerungskulturelle Act dürfte morgen allerdings wohl das Gedenken an die Auflösung von Take That im Jahre 1996 sein….
(1) zit. n. Martin Gregor Dellin: Richard Wagner. Sein Leben – Sein Werk – Sein Jahrhundert. Piper, München, 1983, S. 350