Das Bedürfnis…
…ist schließlich von der Camping-Industrie aufgegriffen und institutionalisiert worden. Sie könnte die Menschen nicht dazu nötigen, Zelte und Wohnwagen samt ungezählten Hilfsutensilien ihr abzukaufen, verlangte nicht etwas in den Menschen danach. Aber deren eigenes Bedürfnis nach Freiheit wird funktionalisiert, vom Geschäft erweitert reproduziert, was sie wollen, nochmals ihnen aufgezwungen.
Drauf gekommen durch das tumblr Kreuz des Südens (zetlali.tumblr.com): Adornos Vortrag “Freizeit, Zeit der Freiheit?“ von 1969.
Mangelhaft in diesem insgesamt überaus hörenswerten und aufschlussreichen Vortrag ist allerdings seine Behauptung in Anlehnung an Schopenhauer, Langeweile sei eine Funktion des gesellschaftlichen Lebens unterm Zwang zur Arbeit. Sie käme nur auf, wenn Arbeit der übliche und hauptsächliche Inhalt des Alltags sei und die von der Arbeit freie Zeit auch frei von jeglicher gesellschaftlich relevanter Tätigkeit wäre. Wer frei über seine Zeit verfüge, hätte auch keine Langeweile, so die These. Doch dabei spielt erstens keine Rolle, welche Relevanz oder sinnstiftende Funktion die Freizeit füllenden Tätigkeiten für die Gesellschaft haben. Und davon abgesehen haben zweitens die meisten Tätigkeiten tatsächlich wenigstens die Funktion, zur Reproduktion der Arbeitskraft beizutragen. Sie produzieren darüberhinaus aber auch Normen, Bilder, Vorstellungen davon und darüber, was mit der freien Zeit alles angestellt werden könnte, wenn nicht sollte oder gar müsste. Treffend ist allerdings die Kritik an den eben dort anknüpfenden Hobbies, als die jene Tätigkeiten in der arbeitsfreien Zeit unterm gesellschaftlichen Arbeitszwang bezeichnet werden. Daran anschließend müsste meines Erachtens jedoch auch der Wert jener Normen und Bilder, die die Menschen in ihrer Freizeit produzieren und die wiederum von der Freizeitindustrie (oder Kulturindustrie), wie Adorno sagt, erweitert reproduziert werden, in eine solche Kritik der Freizeit einbezogen werden.