“Bayreuth 2013 – Da steckt Wagner drin!” – Unter diesem Motto feiert Bayreuth mit einem vielfältigen Programm den großen Komponisten Richard Wagner, dem die Stadt ihre weltweite Bekanntheit zu verdanken hat.
Wagner hier, Wagner dort. Nicht zu übersehen – Wagner ist eine echte Kultfigur. Und das wohl schon seit seinen Lebzeiten.
Er war mit Nietzsche der große Erneuerer des Mythos. Versierter Bergwanderer mit starker Sehnsucht nach Natur, holte er sich Inspiration für seine Opern u.a. in den Bergen der Schweizer Alpen. Er war ein Verächter der Dekadenz der bürgerlichen Gesellschaft, deren eifriger Anhänger er war. Die Arbeiter verachtete er ebenso. Wodurch er aber auch zum Idol der völkischen und Antisemitischen Bewegung wurde: noch mehr verachtete, hasste er Juden. Sein rassisch begründeter, in Vernichtungswünschen gipfelnder Antisemitismus, spiegelt sich auch in seinem Werk wieder. Doch davon will die deutsche Feiergemeinschaft nichts wissen. Zumal im Wagner-Festjahr. Zumal heute.
Da ich einen eigenen längeren Beitrag zum Wagner-Festjahr ja leider schuldig geblieben bin (und wohl auch bleiben werde) möchte ich aus Anlass seines heutigen 200. Geburtstages auf einen sehr lesenswerten Artikel aus der ZEIT hinweisen. Politikwissenschaftler Matthias Küntzel schreibt dort in einem “Ausnüchterungsversuch”…
Am 22. Mai, dem 200. Geburtstag des Komponisten, möchte man einen der wirkungsmächtigsten Antisemiten des 19. Jahrhunderts mit Sonderbriefmarken, Zehn-Euro-Münzen, Denkmalenthüllungen und Festveranstaltungen ehren. Die meisten Wagner-Verehrer ignorieren seinen Judenhass, weil sie ihr Bild vom Genie nicht beschmutzen und ihr heiliges Wagner Unser nicht infrage stellen wollen. Sie schwören auf “die Droge Wagner” und folgen allzu gern der Empfehlung des Politikwissenschaftlers Udo Bermbach, Wagner “nur als Künstler (zu) nehmen” und “seine Weltanschauung in die Versenkung (zu) bringen”.
Wenn die Judenfeindschaft des “Meisters” doch einmal zur Sprache kommt, wird sie als Marotte behandelt, die ein bisschen peinlich und merkwürdig, aber durchaus nicht ernst zu nehmen sei…
Zum ganzen Artikel: “Arien für Arier”